Der Autor dieses spannenden Blogbeitrags ist unser assoziierter Experte Dr. Hermann Lindhorst (Rechtsanwalt bei der Kanzlei SKNvonGEYSO).
Franchising boomt und die Ideen, Geschäftskonzepte erfolgreich durch einen Unternehmer vor Ort zu franchisieren, werden immer kreativer und lukrativer. Jedoch unterschätzen besonders junge Franchisesysteme die Rahmenbedingungen. Eine eingetragene Marke und eine Franchisevertragsvorlage sind nicht wie so häufig vermutet die Garantie für Erfolg. Nachfolgend finden Sie die aus meiner Sicht wichtigsten Do‘s and Don‘ts für die Rahmenbedingungen junger Franchise-Unternehmen.
Do it!
1. Einen guten Pilot-Betrieb haben
Ausgangsbasis für einen nachhaltigen Franchiseerfolg ist in der Regel nur ein in der Praxis erprobtes System, das sich mit einem Pilotbetrieb bereits im Geschäftsleben durchgesetzt und bewehrt und vor allem auch Profite generiert hat. Das gilt im besonderen Maße für ausländische Franchisesysteme, die hier in Deutschland Fuß fassen wollen. Hier müssen Sprachbarrieren überwunden und die Geschäftsmodelle auf den deutschen Markt ausgerichtet werden, was erfahrungsgemäß deutlich aufwändiger ist, als vorher vermutet.
2. Für umfassenden markenrechtlichen Schutz sorgen
Ein markenrechtlicher Schutz sollte umfassend auf das Geschäftskonzept abgestimmt und mit den entsprechenden Waren- und Dienstleistungsklassen in Einklang gebracht werden. Die eigene Marke einmalig beim DPMA (Deutsches Patent- und Markenamt) anmelden ist nicht ausreichend. Hier können unliebsame Überraschungen drohen, etwa wenn eine Marke wegen Nichtbenutzung in einer bestimmten Klasse keinen Schutz mehr genießt.
3. FranchisepartnerInnen behutsam auswählen
Auch wenn das Geschäftskonzept Erfolg verspricht und die FranchisepartnerInnen Schlange stehen: Wer jeden mit ins Boot nimmt, geht irgendwann unter. Die erfolgreichsten Franchisesysteme zeichnen sich durch eine akribische und sorgfältige Auswahl ihrer Franchisepartner aus. Fehler in diesem Be-reich enden in der Insolvenz des Partners und in konfliktträchtigen Auseinandersetzungen, die viel Zeit im täglichen Business rauben.
4. Handbuch und VVA-Dokument sorgfältig erstellen
Das Handbuch (heutzutage digital und online verfügbar!) ist als das „Herz“ eines jeden Franchisesystems unverzichtbar; professionell ist hier die Unterstützung durch UnternehmensberaterInnen, die sich mit der Erstellung derartiger Handbücher auskennen. Ebenso wichtig ist das Dokument zur vorvertraglichen Aufklärung („VVA“), mit dem sich Franchiseunternehmen bestmöglich gegen mögliche Angriffe auf den Franchisevertrag durch die Franchisepartner absichern können.
5. Echte Partnerschaft auf Augenhöhe
In erfolgreiche Franchisesystemen werden Franchisepartner als Geschäftspartner auf Augenhöhe verstanden. Sie sind keine besseren Arbeitnehmer und Befehlsumsetzer! Auch wenn Begrifflichkeiten wie „gegenseitige Wertschätzung“ oder „Partnerschaft auf Augenhöhe“ inflationshäufig gebraucht werden und etwas bemüht wirken, sind sie wichtiger als je zuvor. Ein gutes und für alle Seiten rentables Franchisesystem ist letztlich nur mit zufriedenen Franchisepartnern möglich. Hier gilt motivieren statt dirigieren.
Don't do it!
1. Übertriebene Anpreisung des Geschäftskonzepts und wertlose Siegel
Nichts ist einfacher heutzutage, als viel Geld für wertlose Siegel auszugeben. Beim Franchising kommt ein solches Verhalten wie ein Bumerang zurück, denn stellen sich die Anpreisungen als unzutreffend heraus, besteht ein Vertrauensverlust gegenüber dem jungen Franchisesystem. Dieser Vertrauensverlust kann zur Auflösung des Franchisevertrages führen oder im schlimmsten Fall zu einer Klage führen.
2. Zu kleine Systemzentrale
Wer glaubt, dass man mit einer „One-Man-Show“ ein Franchisesystem großziehen kann, irrt fatal: Der Wert des Franchisings liegt vor allem darin, dass dem Franchisepartner wichtige zentrale Dinge abgenommen werden, wie z. B. die Werbung und das Marketing. Wer etwa die Spezialitäten und genauen Kenntnisse im Bereich der Suchmaschinenoptimierung unterschätzt, hat die enormen Potenziale dieser Werbemethode unterschätzt und vergibt Wachstumspotenziale für sein Franchisesystem.
3. Keine Schwindeleien bei Informationen vor Vertragsschluss
Nach wie vor ist die Rechtsprechung zur vorvertraglichen Aufklärung streng. Wer sein Franchisesystem größer und erfolgreicher darstellt, als es tatsächlich ist, riskiert jahrelange und kostenträchtige Streitereien mit seinen Franchisepartnern und hat in der (übersichtlichen) Franchisebranche schnell den Ruf eines unseriösen Franchiseunternehmens weg.
4. Synergien ungenutzt lassen
Gerade in Franchisebereich gibt es viele sinnvolle Zusammenschlüsse und Interessenvertretungen. Ein Franchiseunternehmen, das nachhaltig und seriös wachsen will, ist zertifiziertes Vollmitglied im Deutschen Franchiseverband e.V. (was aber leider keine Garantie ist, dass alle diese Vollmitglieder auch tatsächlich seriös agieren).
5. Zu viel Geduld mit Franchisepartnern, die underperformen
Partnerschaftliches Verhalten und guter Wille müssen in der harten Realität des Geschäftsalltags auch ihre Grenzen haben. Schleppen junge Franchisesysteme Underperformer über einen längeren Zeitraum mit und ist das auch nach außen dokumentiert wie z. B. durch mehrfache Stundungsvereinbarungen, drohen ungemütliche Konsequenzen mit Blick auf eine spätere Insolvenz: Aufgrund der strengen Rechtsprechung zur Insolvenzanfechtung drohen dann nicht nur Verluste durch nicht mehr eintreibbare offene Posten, sondern sogar auch die Rückzahlung bereits erhaltener Franchisegebühren. Wer sich in diesem Punkt nicht informiert, riskiert erhebliche finanzielle Schäden und den guten Ruf seines Franchisesystems.
Wir von FranchiseForYou bedanken uns bei unserem assoziierten Experten Dr. Hermann Lindhorst für diesen spannenden Beitrag. Falls Sie mehr über Franchiseverträge und rechtliche Regelungen im Franchising erfahren wollen, schauen Sie gerne auf der Seite der Rechtanwaltskanzlei SKNvonGEYSO vorbei.
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